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Erste Version, den Tatsachen nahe

Unsere Beziehung bestand darin, dass sie mich anrief, ich solle sie abholen, und zwar immer an der gleichen Stelle, vor einem Haus, in dem sie zu wohnen vorgab. In dieser Straße war es ohnehin unmöglich einen Parkplatz zu finden, und so stand sie stets vor einer verwinkelten Stuttgarter Häusergruppe mit einigen verschachtelten Hinterhöfen. Sie sagte nie, man solle klingeln oder etwas in der Art, sondern forderte stets, pünktlich mit dem Auto zur Stelle zu sein.

Sobald sie meine Wohnung betrat, setzte sie sich sofort aufs Sofa, um eine kleine belanglose Unterhaltung mit mir zu beginnen. Sie aß nicht die kleinste Kleinigkeit bei mir, verschmähte jede Form von Alkohol, trug niemals aufreizende Wäsche, weigerte sich stets, das Höschen auszuziehen und verlangte beständig, dass die Deckenbeleuchtung eingeschaltet blieb.

Nach einer Weile schmiegte sie sich jedes Mal an mich, als Zeichen, geküsst werden zu wollen, um nach vier bis fünf langen Zungenküssen die Bluse etwas aufzuknöpfen und mit der Hand zu prüfen, ob die Zungenküsse genügend Wirkung zeigten. Sie kniete sich dann stets vor mich hin und begann, mit kunstvollen Techniken die „französische“ Liebe an mir zu vollbringen, wobei sie stets darauf bestand, dass ich ein Kondom dabei verwendete. Sobald ihre Tätigkeit Erfolg hatte, setzte sie sich wieder neben mich, ließ sich noch einmal küssen und bestand dann alsbald darauf, nach Hause gefahren zu werden.

Erst bei unserer fünften Begegnung war es anders. Nachdem sie, wie üblich, ihren Liebesdienst am mir verrichtet hatte, sagte sie nachdenklich: „Weißt du, wir machen immer das Gleiche, nicht wahr“? Ich konntet nicht anders als dies zu bejahen und fragte: „Warum bleibst du dann nicht einmal über Nacht“? Sie lächelte, sagte, es gebe keinen Grund dafür und ließ sich heimfahren.“. Zum Abschied bekam ich den üblichen Kuss und den Hinweis, sie würde mich nun in Zukunft nicht mehr anrufen, zwischen uns sei es „aus“.

Offen gestanden war ich froh, dass die Sache vorbei war, denn so gerne ich ihre Naschereien mochte, so wenig war die Beziehung geeignet, positive Gefühle zu wecken.

Kurz vor Mitternacht klingelte das Telefon: Ja, sie wäre es und ja, sie habe gerade jetzt eine entsetzliche Lust auf mich. Ob ich sie abholen solle? Nein, bitte nicht. Dann erklärte sie mir, wo sich ihre Hand gerade befände und was sie dort machen würde und dass ich mir bitte unverzüglich vorstellen solle, ich könne sie dabei beobachten. Ich hielt den Hörer eine Weile ans Ohr, übte ein wenig aktives Zuhören an den Wortfetzen und Stöhnlauten, die durch die Leitung drangen, bis ein unterdrückter Schrei die Erlösung ankündigte.

Sie sagte noch: "Danke, dass du mir zugehört hast – und wenn du es mal ganz nötig hast, darfst du auch bei mir anrufen, dann mache ich es mit dir gemeinsam."

Ich habe sie nie angerufen. Irgendwie eigne ich mich nicht für Telefonsex.
 

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