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Falls Sie ein Sexblog eröffnen wollen: Er wird Ihnen jetzt fix und fertig hergestellt – woher die Inhalte allerdings kommen sollen? Woher schon? Sie können schreiben, was sie wirklich erleben, was sie gerne erleben würden oder was andere gerne hätten, dass sie es erleben würden. Ich rate zu Letzteren. Die Sexblog-Fabrik hat natürlich auch ein Blog – was dachten Sie?

Falls dies für Sie eine gute Nachricht ist: Jane Duval ist wieder online, und zwar sowohl mit Ihrer Kritik der erotischen Webseiten wie auch mit ihrem Blog – und falls Sie wissen wollen, woher ich das weiß: Ich habe RSS-feeds sowohl auf die Webseite wie auch auf das Blog gesetzt.

Sehr interessant – da musste es wohl irgendwann einmal knallen, damit in Deutschland eine Debatte über die Schule beginnt – und kaum hat sie nun begonnen, da sind wir schon wieder mitten in der Sackgasse.

Jedenfalls wenn man dem Berliner Integrationsbeauftragten Günter Piening glaubt. Der ist unzweifelhaft kompetent, wenn es Migration geht – und dazu wurde er sinnvollerweise auch befragt – aber was berechtigt diesen Mann eigentlich, dies zu sagen: „Wenn etwas gescheitert ist, dann ist das eine Politik, die glaubt, wir könnten eine ganze Generation von Jugendlichen in die Perspektivlosigkeit schicken“.

Welche Politik denn nun bitte, Herr Piening? Wie man unschwer feststellen kann, stehen Sie der Grünen Partei nahe. Diese hatte ja einige Jahre Zeit, den Jugendlichen eine Perspektive zu geben, oder meinen Sie nicht? Zum Zweiten: Da steht nicht „eine ganze Generation von Jugendlichen in der Perspektivlosigkeit“ – welche kühne Behauptung, denn Herr Piening meinte ausdrücklich alle Jugendlichen, also nicht nur Migranten und nicht nur Hauptschüler..Offensichtlich glaubt er, es sei eine brauchbare Methode, die Perspektivlosigkeit erst herbeireden und sich dann wundern, dass sie auch kommt. Oder ist es die richtige Ansprache an Jugendliche „ihr habt doch sowieso keine Chance?“

Ich denke, Herr Piening sollte sich einmal informieren: Über Personalchefs, die händeringend nach guten Fachkräften in bestimmten Berufen suchen. Und selbst in Berlin werden Spüler und Zimmermädchen gebraucht, ganz zu schweigen vom Bedarf in Westdeutschland und im übrigen Europa. Wer meint, das sei keine Perspektive, der sollte sich vielleicht darüber belehren lassen, dass es zunächst einmal überhaupt darum geht, in Lohn und Brot zu kommen – denn ein guter Chef fördert seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und aus dem Spüler wird vielleicht ein Hilskoch oder sogar ein Koch – und das Zimmermädchen kann es zur Serviererin bringen oder in die Rezeption kommen. Aber wissen Sie, ich höre schon die Reaktionen: „Hungerlöhne“ und“ lohnt sich nicht“ und „überhaupt – keine Perspektive“. Natürlich nicht. Wer keine will, der hat auch keine.

Die Diskussion im Überblick: hier.

Ich bin mehr aus Zufall auf die Seite der Gruppe „DieGesellschafter“ gekommen, die offenbar ein Ableger der „Aktion Mensch“ sind (das wieder ist der Nachfolger der „Aktion Sorgenkind“).

Die unmittelbare Ursache war ein Kommentar, den ich bei Cem abgegeben hatte, doch heute sah ich erstmals ein Plakat der Aktion. Sehen Sie, es ist nun so: Ich würde mich sehr gerne von etwas angesprochen fühlen, doch ich muss Ihnen gestehen, dass mich keines der Gesichter auf diesem Plakat anspricht, und das liegt nicht an dem rechts unten abgebildeten Kind mit dem Down-Syndrom, sondern daran, dass mir alle hier dargestellten Gesichter befremdlich vorkommen. Besteht die Welt aus Menschen, die wie Pfarrer, Magersüchtige oder Sozialarbeiterinnen aussehen? Wollte ich ernsthaft in Ihrer Gesellschaft leben, um die Frage des Plakats einmal anzunehmen?

Meine Antwort ist: nein. Und wäre ich so primitiv, wie das Plakat uns allen wohl unterstellt, dann wäre die ganze Aktion damit für mich erledigt. Doch, einen Moment mal, bitte – wie war die Fragestellung eigentlich?

In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?

Vergessen wir mal den Schnitzer mit „was für einer?“, denn natürlich muss es „welcher“ heißen, dann unterstellt die Frage immer noch, dass es Gesellschaften zum Aussuchen gibt – oder dass sie mit einer gewissen Beliebigkeit erzeugt werden können. Das funktioniert natürlich nicht – aber das weiß die Initiatorin, die „Aktion Mensch“ so gut wie sie alle, meine Leserinnen und Leser. Nur – warum tut sie dann so, als hätten wir die Wahl?

Wer sich ein wenig einliest in das, was die Kommentatoren schreiben – nun ja, sie fordern eine bessere Welt. Diese Platte dudelt nun schon seit Jahrhunderten auf veralteten Grammofonen – doch auch die Musik der Aktion selbst ist um nichts besser: Wieder (zum wie vierten Male eigentlich noch?) wird das Ehrenamt strapaziert, das weder Ehre bringt noch ein Amt ist. Wer in solchen Ämtern tätig war, weiß dies: Er hat manchen Rüffel kassiert, ist oft auf die Füße getreten worden, hat ab und an mal ein dankbares Auge gesehen (der Betroffenen, weniger der hauptamtlichen Helfer) und muss nach Jahren erkennen: Es hat sich nicht ausgezahlt. Die sozialen Organisationen haben abgeschöpft, was ging – und der Mensch, der das Ehreamt innehatte, war eben billiges Mitarbeitermaterial von damals.

Solange sich daran nichts ändert, das heißt, so lange der, der Hilfe gibt keinen Lohn in irgendeiner Form davonträgt – solange ist es absolut sinnlos, über das Ehernamt noch weiter zu reden – denn so wenig, wie ein Hartz IV-Empfänger freiwillig Papier von der Straße aufpickt, so wenig sind Wohlfahrtsorganisationen freiwillig bereit, ihren ehemaligen Helfern im Alter eine besser dimensionierte Unterstützung anzubieten. Falls ich mich irre – bitte schön. Es gibt die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen. Nicht nur hier. Auch bei „Die Gesellschafter“.

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Bild: Pressematerial © 2006 by Aktion Mensch

Hilf mir bitte – aber wehe, du versuchst es. Ich habe bereits fünf Dutzend Gründe, warum es kein Mensch kann, und mindestens doppelt so viel, warum es ein Mann schon gar nicht kann.

 

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