anstoss

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Da saßen sie in der vielen zu großen Bar, die zudem kaum für sie gemacht war – eine von diesen modernen Neonhöhlen, die wohl im Verlauf der Nacht von der schicken Jugend in der Umgebung von Johannesburg überschwemmt wurden. Der Mann erwies sich als Erzähler, ein Europäer offenbar.

Er erzählte darüber, was er erlebte, und noch mehr über das, was er davon aufschrieb. Die auffällig, aber lieblos geschminkte Dame erwies sich als gute Zuhörerin, nickte, stellte knappe, aber wohlmeinende Zwischenfragen, lächelte, bestätigte.

Sie wirkten unpassend, nicht nur hier, sondern auch einer für den anderen. Sie schienen es zu wissen, doch Afrikas Nächte und der Pinotage, den sie in Mengen genossen, hatten offenbar andere Pläne, und so sahen sie sich lange an – viel zu lange.

Danach drängte die Dame bald zum Aufbruch, doch kurz bevor beide gingen, fasste sie ihren Begleiter fest am Arm: „Versprich mir bitte, nichts über uns zu schreiben“. Der Erzähler nickte kurz. „Versprochen“ sagte er und sah die Dame erneut mit langem, sehnlichen Blick an, doch wusste er eines: Ein Erzähler ist ein Erzähler, weil er nicht anders kann. Und selbstverständlich würde er darüber schreiben.
luise meinte am 10. Nov, 09:47:
Selbstverständlich
würde er, vielleicht nicht sofort, vielleicht nicht am nächsten Tag, aber er würde. Ein Erzähler ist ein Erzähler ist ein Erzähler. 
 

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