anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges
Ich weiß, dass es inzwischen eine „Bar jeder Vernunft“ gibt, aber ob auch schon eine „Bar jeder Kleidung“ existiert? Google sagt nein, aber kennt Google den eigentlich jeder Bar? Textlich gibt es den Satz natürlich: „Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 32 für "bar jeder Kleidung, aber eine Bar fand ich nicht unter allen dem, was da herumwuselte – ich, im übrigen auch, mit diesem Beitrag.

Wie ich überhaupt darauf komme? Weil „nackt“ bei mir einer der am meisten gesuchten (und gefundenen) Suchworte ist, obwohl es erst auf Platz 6 meiner Bestenliste im Titel erscheint – in einem der wenigen Beiträge aus der Bestenliste, auf den ich wirklich stolz sein kann: „Ehrenamtliche Helferin flog raus: zu nackt für die Wohlfahrt“.

In den letzten Tagen nun schien es wirklich zu kalt zu sein: Nackt war kaum noch zu ergoogeln, vor allem wegen der ständigen Berichte über den Irak, in denen das Wort „nackt“ nun wirklich nicht in besonders netten Zusammenhängen auftrat. Doch halt: Jetzt wittert die Presse einen Skandal in Finnland: Dort sollen doch tatsächlich Soldaten an Hundeleinen durch die Kasernen geführt worden sein – igitt – ganz nackt (und wie sich noch zeigen sollte, auch mit weiblichen Dessous bekleidet). Also: Da kann man mal wieder so richtig dicke Backen machen und viel Wind in die internationale Presse blasen.

Finnlandkenner werden solche Dinge belächeln: Wer schon einmal gesehen hat, wie angehende Studentinnen im Sommer in Weihnachtsmannkostüme gezwängt wurden und dabei Schwitzfoltern schlimmster Art ausgesetzt waren, oder wer Zeuge wurde, wie man ihnen öffentlich rohe Eier über dem Kopf zerbrochen hat, den wundert eigentlich nichts mehr – und dass eine Dame (freilich nicht nackt) an einer Hundeleine mit einem Stadtplan um den Hals durch den Park geführt wird, interessiert in Helsinki niemanden wirklich – es ist Alltag.

Ach ja, wie ich auf all dies kam? Weil Google auf die Stichworte „nackt“, „nackte“ und „nackter“ nichts Gescheites mehr liefert, es sei denn, dass eine Boulevardzeitung mal wieder wüst am Dichten ist, und dann schreibt sie dies (zum Frauentag): Warum werden unsere Töchter immer nackter?

Ich hätte es nicht gewusst, obgleich sich ein Teil meines Privatlebens früher einmal erheblich in der Region abgespielt hat: die Schwäbische Zeitung bloggt. Und ihr Baby, eben das Blog, feierte heute seinen ersten Geblogstag. Happy Blogsday, Blogszon.

Ich muss gestehen, es beim Schockwellenreiter gelesen zu haben.

Bei Loic Le Meur war es wohl zuerst zu lesen – T-Online, Deutschlands Internet-Provider Nummer 1, bietet seinen Kunden nun auch Blogs an. Der Vertragspartner ist nach diesen Angaben Typepad, und man hat vergleichsweise moderate Tarife: Die Basisanwendung kostet 2,95 EUR pro Monat, das Angebot Weblog Plus geht für 6,95 Euro pro Monat über den Ladentisch. Voraussetzung ist freilich, T-Online-Kunde zu sein. Ob es sich lohnt, mag jeder selbst entscheiden. Bislang war nicht zu erfahren, ob man von einem T-Online-Typepad-Account zu einem normalen Account bei Typepad wechseln kann.

Preisangaben ohne jegliche Gewähr. Quelle der Preise: T-Online.de

Vom 16. bis zum 20. März können sie ihr Weblog aufpeppen und sich selbst zurücklehnen – dann schreibt nämlich sehpferd für sie. Die Beiträge müssen unter meinem Namen veröffentlicht werden - die Themen und Termine bestimmen sie.

Ausgenommen sind alle Weblogs mit links- und rechtextremistischen Inhalten sowie andere Weblogs, deren Inhalte gegen geltende Gesetze verstoßen.

Da alles einmal ein Ende hat: Insgesamt werden nur höchstens dreißig Schreibaufträge angenommen, und natürlich: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Informationen und Kontakte: sehpferd at sehpferd dot com

Einer hat es wahrgenommen: Sehpferd schrieb über Wasserball. Über was bitte? Ja, über Wasserball.

Natürlich weiß auch ich nicht, wie man Blogs, Weblogs oder Webtagebücher einmal bezeichnen wird, wenn die Popularität des Mediums einmal gesunken ist, aber gegenwärtig steht „Blog“ einfach für alles, was man schreiben kann – und dazu gehört, in der Tat, auch ein gewisser Nachrichtenaustausch.

Ich habe ihn etwas ungläubig und Augen reibend zum ersten Mal bei „Miss Understood“ erlebt – da folgt Kommentar auf Kommentar, ohne dass eigentlich etwas gesagt wird, sozusagen Smalltalk elektronisch. Erst später erfuhr ich, dass Blogs angeblich soziale Netze spannen, die ungeahnte Perspektiven der Kommunikation eröffnen.

Doch es gehr natürlich auch noch einfacher: Eine Frage aufwerfen, die es eigentlich schon gar nicht mehr wert ist, gestellt zu werden und zu warten, bis einem die Fliegen auf den Leim gehen - oder die Männer ins Blog einfallen. Das liest sich dann so: „ Rasiert oder nicht rasiert: Männer - was gefällt euch den zwischen den Beinen einer Frau besser?“. Nun, da ich Frauen eigentlich immer in die Augen sehe (ich gehe aufrecht) mache ich mir nicht so schrecklich viel Gedanken darüber – aber ich mache mir doch erneut Gedanken über „soziale Netze“ und dieses andere Unwort: „kommunikative Infrastrukturen“.

Ich sage es mal ziemlich nüchtern: Solche Blogs sind nichts anderes als die Fortsetzung der effektheischenden Sexforen – nur mit anderen Mitteln. Der einzige Unterschied: Dort werden von so genannten „Neumitgliedern“ oder „Anonymen“ Pseudothemen „gepostet“, über die dann bald eine Gruppe von Mitgliedern herfällt und sie kommentiert, während hier Pseudothemen aufgegriffen werden, um möglichst viele Zugriffe auf die Seite zu bekommen.

Ich denke, Blogs wie Foren dieser Art sind eigentlich ein Ärgernis. Wer wirkliche Fragen hat, ist anderwärts besser aufgehoben, und wer sich über die Antworten seiner Mitmenschen erregen oder amüsieren will, ist bei den einschlägigen Sexforen richtig, und deswegen schreibe ich heute, was mir schon lange auf der Zunge brennt: Foren sind Foren und Blogs sind Blogs. Wer sein Blog zum Forum macht, riskiert auch, dass die Dummschwätzer sich breit machen.

„ElitePartner.de möchte zueinander passende Menschen zusammenbringen“ – wie schön, frage ich mich, wenn ich eine solche Pressemitteilung lese, denn ich glaube kaum, dass es eine Partneragentur gibt, die nicht zueinander passende Partner zusammenbringen will. Doch nicht jeder wird aufgenommen: „Nur Personen, die einen sozio-kulturellen Hintergrund und ein ähnliches Bildungsniveau haben, werden aufgenommen und erhalten das Mitglieder-Zertifikat“.

Gut, also bekomme ich einen Gütestempel, wenn ich mich dort anmelde – doch weil ich Pressemitteilungen grundsätzlich nicht traue, gucke ich noch mal auf die Webseite des Unternehmens – und irgendetwas fehlt mir da. Zwar erfahre ich, dass hier satten 55 Prozent Frauen mageren 45 Prozent Männern gegenüberstehen, und dass man 69 Prozent Akademiker im Angebot hat, doch sagen Prozentzahlen in diesem dürftigen Zusammenhang gar nichts aus: Erst im Zusammenhang mit dem Alter und der Anzahl der aktiven Mitglieder wird ein Schuh draus.

Meine Recherchen in der Szenerie der Partneragenturen brachte leider auch nicht mehr Transparenz. Die Referenzen, die angegeben wurden, hatten mindestens nicht alle selbst recherchiert, sondern sich auf Pressemitteilungen verlassen, was sich dann so liest:

Zielgruppe von Elitepartner sind Menschen mit gehobener Bildung, was insbesondere Anklang bei Frauen findet: Im Gegensatz zu den meisten Partnervermittlungen sind diese mit 55 Prozent stärker vertreten als Männer. Die Registrierung und der Persönlichkeitstest sind umsonst, will man allerdings Kontakt aufnehmen, schlägt sich das hohe Niveau im Preis nieder. Mit 33 Euro gehört Elitepartner ins obere Segment der Partnervermittlungen.

Merkwürdig, dass diese Agentur keine Mitgliederzahlen veröffentlicht: Mitbewerber Parship sagt wenigstens, dass er rund 750.000 Teilnehmer hat, bei neu.de sollen es sogar 1.500.000 sein. Vielleicht werden sie jetzt sagen: „More is not always better“ und an ein kleines Rettungsboot denken, in das gerade ein Nilpferd hineinhopst – aber leider gilt für bundesweite Agenturen, dass man eine große Anzahl von in Frage kommenden Teilnehmern haben muss, wenn man sowohl regionale Gegebenheiten wie Differenzen im Lebensstil berücksichtigen will – vom Alter einmal ganz zu schweigen. Auch Akademiker, so lehrt die Praxis, wollen nicht alle das Gleiche.

Hinweis: Einige Links wurden 2014 auf Wunsch eines der genannten Unternehmen entfernt. Sie sind natürlich auch längst nicht mehr aktuell.

Gut geschriebene Weblogs faszinieren mich auch dann, wenn man in ihnen nur den Windhauch des Tages erkennen kann. Die Wirklichkeit, selbst wenn sie noch so trivial ist, kann eben durch eine interessante Erzählweise zum Lesefutter werden.

Einmal entspannen – einmal Lächeln. In diesem Beitrag geht es um die bekannte Stutenbissigkeit. Es steht zwar nach meinem Kenntnisstand nicht in den Zehn Geboten, aber mindestens in Frauenhirnen fest gebrannt: „Frauen die schöner sind als man selbst, dürfen nicht kritisiert werden“.

Gab es da noch ein Gebot? „Blogerinnen, die populärer sind als man selbst, dürfen nicht kritisiert werden?“

Eine meiner Leserinnen schrieb mir, dass für junge Mütter seitens des Staates und der Gesellschaft mehr getan werden müsste – nun ja, sie schrieb „unterstützt“, aber ich denke, dass ist das, was sie gemeint hat.

Junge Familien werden in Deutschland durch Ehegattensplitting und einem Kindergeld von 150 Euro bereits für das erste Kind in erheblichem Ausmaß gefördert. Das Märchen, dass Kinder arm machen, wird durch den zweiten Armutsbericht der Bundesregierung klar und eindeutig widerlegt – jede weitere Diskussion sollte sich eigentlich erübrigen.

Allerdings – und hier liegt der Knackpunkt – erfahren Alleinerziehende keine besondere Förderung, wie es sich für eine gerechte Gesellschaftsordnung gehören würde. Schuld daran ist nicht die böse Regierung, sondern ein schlimmer Schnitzer im Grundgesetz: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz des Staates“, was in letzter Zeit so ausgelegt wird, dass Eheleute mit Kinder nicht schlechter gestellt sein dürfen als Alleinerziehende. Natürlich ist die Gleichsetzung von Ehe und Familie die reine Ideologie, die vermutlich aus konservativen christlichen Kreisen geschürt wurde – und nach wie vor geschürt wird. Aber Gesetz ist leider Gesetz, und kaum jemand sieht eine Chance, den Paragrafen 6 jemals wieder zu ändern, oder gar zu streichen.

Eine Förderung junger Mütter? Ja, durch bessere Ausbildung, bessere Berufschancen und bessere Betreuungsmöglichkeiten. Die skandinavischen Länder machen es vor, wie es geht. In Deutschland ginge es natürlich auch – falls denn in diesem Land mit seinen verhunzten politischen Verhältnissen, vom Parteiengezänk bis zu Länderkompetenz in der Bildung, überhaupt noch etwas geht.

 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma